GRAŻYNA KANIA

 
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WAISEN                                                                                                     zurück


Twój Styl, 06.06.2011

Thriller in Teatr Powszechny

Jacek Wakar

Thriller „Waisen“ in Warschauer Teatr Powszechny ist einer der stärksten Inszenierungen dieser Saison. Die Aufführung ist ohne großes Aufsehen in den Spielplan aufgenommen worden. In der Besetzung gibt es keine Fernseh-Stars. Der Autor, Denis Kelly, ist in England anerkannt, aber bei uns bleibt er fast unbekannt. (...)

Waisen kann man sich anschauen wie einen erstklassigen Thriller. (...) Aber auf die Inszenierung von Kania schaut man auch als auf eine Geschichte über Flüchtigkeit der Einstellungen unserer Existenz an. Helen und Danny haben eine Wohnung, ein Kind, ein zweites ist unterwegs. Scheinbar ein Ideal. Doch es reicht ein kleines Beben um eine Lawine hervorzurufen. Am Ende sitzen sie wie von einem Schlag getroffen. Ihr ganzes Leben ist nur ein Scherbenhaufen. Vor Ihnen nur eine Hölle. Weil die Welt von Angst regiert ist – scheint uns der Autor sagen zu wollen.

Eine winzige, doch eine erstaunliche Aufführung. Man möchte sich von ihr befreien, aber es geht nicht. Sie wächst vor den Augen. Das passiert mir sehr selten.


PRZEKRóJ, 03/04.04.11

Unsere tägliche Angst

Die Hervorragende Inszenierung von „Waisen“ am Teatr Powszechny in Warschau ist ein Thriller auf der Höhe der Zeit. Das Böse ist hier allgegenwärtig und manchmal trägt es das Gesicht von jemandem, der uns sehr nahe steht.

Jacek Wakar

(...) Dieses für drei Personen geschriebenes Psychodrama ist vor allem eine gnadenlose Vivisektion des Menschen, der unter dem Anschein von glücklichem Leben emotionale Wüste versteckt. (...) Kelly und nach ihm die Regisseurin der warschauer Inszenierung Grażyna Kania, zeigen, dass wir unter beinahe jeder geographischen Breite in einer von Angst vergifteten Welt leben. Die Angst bohrt sich in die Hirne, ist wie die Luft, die wir einatmen.

Es ist noch etwas in „Waisen“. Die Überzeugung, dass wir selber nicht wissen, wozu wir imstande sind. (...) Deswegen ist die Inszenierung von Kania mit den starken Rollen von Moskal, Falkowski und Ligienza, seiner bisher besten Rolle, wie eine Falle für Zuschauer. Unserer bequemen Distanz beraubt, schauen wir den Protagonisten zu. Wir hören uns in die starke Sprache hinein, mit einem Erschrecken hier erkennen wir die Beweggründe, weil niemand hier beabsichtigt uns eine Betäubung zu verabreichen. Und dann entdecken wir, dass dies von uns selber handelt. Vielleicht deswegen fühlen wir uns nach dem Verlassen des Theaters so unwohl.


DZIENNIK, GAZETA PRAWNA, Kulturbeilage, Warszawa 08/10.04.11

Mit ihrer Inszenierung von „Waisen“ von Dennis Kelly am Warschauer Theater Powszechny fragt Grażyna Kania, wie weit kann man gehen um seine Sicherheit zu schützen. Und wie kann man perfekt gleichgültig sein im Bezug auf eine unbequeme Wirklichkeit.

von Agnieszka Michalak

Grażyna Kania liest Kelly’s Drama so einfach wie nur möglich und baut dabei vollkommen auf den Autor. Sie schafft auf der Bühne so etwas wie ein Labor, in dem sie ihre Protagonisten untersucht und dies begünstigt auch der Bühnenraum. Sterile weiße Wände und der Boden, ein einfacher mit weißem Tuch bedeckter Tisch. Ein Isolierzimmer. In diese strahlende Reinheit bricht die Außenwelt hinein, der Dreck, das Blut, das Böse, Echo eines Krieges, die in den dunklen Ecken und finsteren Toren der Siedlung wogen.

(...) Ausgezeichnete Rollen (...) präzise gespielt, vielschichtig, reich an Bedeutung. Jeder, auch der kleinste Blick, zärtlichste Geste bedeuten hier viel mehr als die Worte. (...)

Kanias „Waisen“ ist eine kompromisslose Sache. Die Regisseurin erzählt, wie leicht es uns fällt zu hassen, wie schlau wir es rechtfertigen, wie tief vertraut wir mit der Intoleranz sind. Die Inszenierung „Waisen“ ist verstörend schmerzhaft und bleibt lange im Gedächtnis.


PRZEGLąD, 15.04.11

Die Falle der Vergeltung

Tomasz Miłkowski

Es ist ein Theaterstück das wir brauchen, intelligent konstruiert, Dämonen in den Protagonisten aufweckend, aber – wer weiß – vielleicht auch in uns, den Zuschauenden. (...)

Und so allmählich einer Sache auf die Schliche kommend, versinkt die Insel der „Weißen Menschen“ in einem Meer von Farbigen, verdächtigen Nachbarn, umgeben von gefährlichen mit Graffiti beschmierten Mauern, wo die Aggression von einem bloßen Windhauch  werden kann.

(…) Wir sehen hier wie in einem Labor die Phobien im Familienformat und die großen Phobien – im gesellschaftlichen Maßstab. Die kleinste Zelle der Gesellschaft – wie man zu sagen pflegt – kann sich als vergiftet erweisen, wenn ihre Mitglieder mit emotionaler Erpressung hantieren und auf das Familienschicksal sich auswirkende Entscheidungen (…) erzwingen.

Nur ein kleiner Schritt trennt Ehrlichkeit und Solidarität der Familie von der Verneinung dessen, an was man geglaubt hat, bis  hin zur puren (…) Niederträchtigkeit. So wenig braucht es, damit ein guter Mensch der Verführung des Bösen erliegt.

Es bleibt einiges Nachdenkenswertes nach dieser Inszenierung, gespielt mit den leuchtenden Augen der drei Schauspieler. (...)


POLITYKA, 17.04.11

Die Welt brennt!

Aneta Kyzioł

Dem britischen Autoren ist es gelungen spannungsgeladenen psychologischen Thriller zu schaffen, der sowohl die Zuschauer begeistert, die vom Theater das Erzählen einer vereinnahmenden Geschichte und das Erschaffen ausdrucksvoller Figuren erwarten, als auch diejenigen, die nach einer tiefen Analyse der Gesellschaft streben. (...)

Am Beispiel einer einzelnen Familie sehen wir eine heutige Welt einsamer, verletzter Menschen, die die Angst vor den Fremden, Aggressionsausbrüchen und Gewalt abreagieren, die ihre eigenen Traumata auf Andere projizieren und immer auf der Grenze zur Explosion leben.


PRZEKRóJ, 17/18.04

Überwältigten: In “Waisen“ von Grażyna Kania werden die Opfer der Gewalt zu ihren eigenen Opfern.

Jacek Sieradzki

Wenn während eines schicken Abendessens zu zweit, mit Weingläsern und auf dem Tisch verstreuten Rosenblättern ein Junger Mann mit blutverschmiertem Hemd hereinkommt und nervös rumstottert, es sei nichts passiert, darf man ahnen, dass das Theater uns gleich in irgendeine tarantino-ähnliche übertriebene Künstlichkeit versetzt.

Dann erweist sich aber, dass die Geschichte in den Rahmen des psychologischen Realismus passt. Doch das Einrichten der Inszenierung auf der Grenze, hinter welcher der emotionale Irrsinn beginnt, wirkt hervorragend: es versetzt den Zuschauer in permanente Unruhe und lässt ihn dann auch nicht mehr zur Ruhe kommen. (…)

So viel über das Auseinanderfallen des Menschen in einer so einfachen, hochverdichteten Geschichte! Die bisher beste Inszenierung der schmalbrüstigen Saison in Warschau inszenierte Grażyna Kania, die hauptsächlich auf deutschen Bühnen arbeitet und importiert von dort nicht die Pissoirs im Bühnenbild und nicht pollesch-artigeScheisse“,  dafür aber die messerscharfe psychologische Analyse und Präzision in den Ausdrucksmitteln. Stephan Testi taucht die Bühne in grelles, laborartiges Licht, nur in den Übergängen verwandelt er die weißen Wände in eine düstere, dreckige, mit aggressiven Graffiti verschmierte Sackgasse, in die kein Mensch sich verlieren möchte, die aber viele doch in sich tragen.


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