GRAŻYNA KANIA
GERETTET zurück
DIE WELT, 24.10.2000
Unverantwortlich optimistisch
(...) Die Regisseurin Grazyna Kania hat "Gerettet" mit viel versprechenden Studierenden der Ernst-Busch-Hochschule, Monika Hetterle und Thomas Neumann im Maxim-Gorki-Studio inszeniert. Sie transferiert das Londoner Arbeiterviertel der Sechziger in eine klassenlose deutsche Gegenwart, die sich zwischen hellen Betonwänden und flachen Absperrgittern (Bühne: Matthias Schaller) abspielt. Mit fast schon sadistischer Langsamkeit reißt die männliche Jugend hämische Witze, kriecht nach oben und tritt nach unten, zelebrieren Pams Eltern die Hölle einer zerrütteten Ehe, Tatort Wohnzimmer-Sitzgruppe, in der jeder das TV-Gerät dem Blickkontakt mit dem Partner vorzieht. Der Strohhalm? Vielleicht die Glut, mit der Len und Pam einsam durch diese dreistündige Eiszeit taumeln.
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 11. 10. 2000
Jetzt mach schon!
Peter Laudenbach
(...) Das Stück hat sich erstaunlich gut gehalten, auch wenn, was damals für Skandal sorgte, heute kein Stadttheater-Abonnenten-Publikum mehr aufzuregen vermag. (...)
Grazyna Kanias's Inszenierung im Maxim-Gorki-Studio setzt nicht auf Schockwirkungen und forcierten Pop- und Jugend-Appeal, sondern lässt sich auf eine geduldige, quälend langsame Erkundung der Figuren ein. Das Unglück ist hier nicht grell und spektakulär, sondern fast stumm und alltäglich geworden. Die Milieuskizze lebt von der Genauigkeit der Beobachtung und der Ausweglosigkeit der Situation. Die Figuren verharren in resignierter Apathie, abgesehen von gelegentlichen Verzweiflungsausbrüchen und Liebesattacken.
AUSWAHL: